SPD Porta Süd informiert zusammen mit der BIGTAB über die mögliche ICE-Trasse auch durch den Portaner Süden
Am vergangenen Freitag nutzten interessierte Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, sich im trotz der ausklingenden Urlaubszeit gut besuchten Holtruper Dörphus vom SPD-Ortsverein Porta Süd und Reinhard Fromme, dem Vorsitzenden der Bürgerinitiative BIGTAB, über das Projekt „ICE-Neubautrasse Bielefeld-Hannover“ informieren zu lassen und anschließend dazu Fragen zu stellen und zu diskutieren.
Thomas Edler, SPD-Ratsmitglied und -kandidat für Möllbergen und dem Vennebecker Bruch, begrüßte die Zuhörer und stellte dabei fest, dass er selbst – wie viele andere in Möllbergen auch – von den Neubauplänen der Deutschen Bahn betroffen wäre. Für ihn ist es ein „Wahnsinns-Projekt, wenn man Milliarden Euro dafür investiert, um ein paar Minuten Fahrzeit einzusparen. Das viele Geld kann man sicherlich auch woanders besser einsetzen.“
Anschließend folgte mit dem Vortrag von Reinhard Fromme der Schwerpunkt der Veranstaltung. Nach einem kurzen historischen Überblick über die Geschichte der BIGTAB ging es um die Grundlagen der Pläne aus dem Verkehrsministerium bzw. der Deutschen Bahn: der sogenannte „Deutschland-Takt“ soll ermöglichen, dass zwischen Großstädten wie Bielefeld und Hannover bzw. Hannover und Wolfsburg alle 30 Minuten Züge verkehren, damit man nicht so viel Wartezeit am Bahnhof verbringen muss.
Dieses Ziel, so stellte die BIGTAB in vielen Gesprächen mit dem Ministerium und der DB fest, ist für die Auftraggeber der Planer eine unumstößliche Grundvoraussetzung für die geplanten Varianten und kann nicht mit einem Ausbau derBestandsstrecke erfüllt werden, sondern nur mit dem Neubau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke, auf der ICEs mit 300 km/h fahren können und sollen.
Der von Bürgerinitiativen und lokalen Bundestagsabgeordneten vorgeschlagene Ausbau der Bestandsstrecke wäre kostengünstiger und ein weniger massiver Eingriff in die Umwelt – so muss eine Hochgeschwindigkeitsstrecke in Beton gebaut werden, während für einen Streckenausbau für Tempo 250 km/h auch der „klassische“ Untergrund aus Schwellen verwendet werden kann.
Von den insgesamt 12 Varianten, die mit einem Suchraum von jeweils 1000 Metern Breite eine große Unschärfe aufweisen, sind aus Sicht von Reinhard Fromme die beiden Varianten 3 und 4 am wahrscheinlichsten – dafür sprechen auch die kürzlich vorgenommenen Probebohrungen. Und gerade diese Varianten würden die 4 Ortsteile Holtrup, Vennebeck, Costedt und Möllbergen am stärksten betreffen. Ende des Jahres wird die DB das Ergebnis ihrer ersten Planungen mit der Vorstellung ihrer Vorzugsvariante vorlegen und mit diesem Vorschlag dann in die Beratungen im Bundestag gehen.
Man muss hier durch Unterstützung der Bürgerinitiativen und letztlich durch die Menschen vor Ort den politischen Druck aufrechterhalten, der von den nach der letzten Bundestagswahl noch verbliebenen regionalen SPD-Bundestagsabgeordneten sowie u. a. dem neuen niedersächsischen Ministerpräsidenten Olaf Lies aktuell hoch gehalten wird, um das entsprechende Gesetz, das diese Neubaustrecke begleiten und umsetzen soll, zu verhindern.
Daneben gibt es noch eine vage Hoffnung: noch vor der weiteren Umsetzung des „Deutschland-Taktes“ will die DB die Generalsanierung ihres Netzes voranbringen. Das ist eine ebenfalls sehr teure und langwierige, aber nötige Maßnahme zur Instandhaltung des Bahnnetzes. Für den Abschnitt Minden – Hannover ist diese Maßnahme bereits auf 2034 verschoben worden. Vielleicht wird ja im Rahmen der Vorstellung der neuen Führung und der neuen Strategie der Deutschen Bahn durch das Verkehrsministerium am 22. September angekündigt, dass erst einmal nur die Generalsanierung durchgeführt wird und die weitere Umsetzung des „Deutschland-Taktes“ zusammen mit dem Neubau der ICE-Trasse Bielefeld – Hannover verschoben bzw. neu überdacht wird.
Auch vor diesem Hintergrund ist weiterer Protest gegen die Neubaustrecke sehr hilfreich.Im Anschluss an den ausführlichen Vortrag betonte Fritz-Günter Vogt, SPD-Ratskandidat für Holtrup/Vennebeck/Costedt, wie wichtig die weitere Unterstützung der Bürgerinitiative BIGTAB durch die Menschen im Süden von Porta Westfalica ist. Die Hälfte der von der DB angedachten Trassenvarianten führen durch diese Ortsteile, weswegen es sehr wahrscheinlich ist, dass die tatsächlich zu bauende Trasse durch Holtrup, Vennebeck, Costedt und Möllbergen verläuft.
In der anschließenden Diskussion waren große Verunsicherung und Unverständnis bei vielen Zuhörenden über dieses Milliardenprojekt spürbar. Dabei ging es nicht nur um die Baukosten, die Zerstörung von Landschaften und die Gefährdung von Wasserschutzgebieten, sondern auch ganz praktisch um die Zukunft des eigenen Häuschens.
Vor diesem Hintergrund verwies Reinhard Fromme darauf, dass bei dem Neubau der ICE-Strecke Hannover – Hamburg für den „Deutschland-Takt“ die DB getroffene Vereinbarungen am Ende doch aufgekündigt hat und dass deswegen am 14. September in Seevetal ein „Dinner in White“ als Protestaktion gegen dieses Neubauprojekt stattfinden wird, zu der weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer herzlich eingeladen sind.








